Abschlussbericht zur 44. Rheinlandmeisterschaft 2023 in Trier

Kai Mailitis ist neuer Rheinlandmeister

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44. Rheinlandmeisterschaft vom 1.-2. und 6.-8. April 2023 in Trier

• Entscheidung in der Vorschlussrunde: Kai Mailitis gewinnt das A-Turnier und ist neuer Rheinlandmeister
• Michaela Roj wird zum dritten Mal Rheinlandmeisterin
• Simon Knebl ist neuer Rheinlandmeister der Senioren
• Dr. Max Gebhardt gewinnt das B-Turnier
• Pascal Grzeca gewinnt souverän das Hauptturnier
• FM Pascal Barzen ist zum zweiten Mal Rheinland-Blitzmeister
• Insgesamt 67 Teilnehmer, plus 70 beim Blitzen im angenehmen Ambiente der Aula in der IGS Trier

Außerordentlich spannend verliefen die fünf Turniere der Rheinlandmeisterschaft, für die der Schulschachverein der Integrierten Gesamtschule Trier im schönen Ambiente der Aula perfekte Voraussetzungen geschaffen hatte. Die Schachfreunde dankten es mit packenden Partien und zähen Kämpfen am Brett, wobei bei allem Ehrgeiz auch eine überaus große Fairness in wie immer großartiger, freundschaftlicher Atmosphäre spürbar war.

A-Meisterturnier

4 Siege, 3 Remis – Kai Mailitis ist nach hartem Kampf neuer Rheinlandmeister

Diesmal waren es zwei Debütanten, die im A-Turnier für Furore sorgten und der etablierten Konkurrenz von Beginn an voraus waren. Kai Mailitis war bisher nur stets auf den vorderen Ab­schlussplätzen im Hauptturnier zu finden, und konnte dieses auch bereits zweimal gewinnen. Erstmals wollte er sich nun auch im A-Turnier per Freiplatz der Konkurrenz stellen. Gleich zum Auftakt gelang ihm ein Sieg gegen den zweifachen Rheinland­meister Christian Fink – glücklich zwar, aber das hatte bei ihm den Ehrgeiz geweckt, in einem Teilnehmerfeld, das insgesamt bzgl. der Spielstärke recht nah beieinander war, auch vorn mitzuspielen. Mit zwei Siegen und zwei Remis lag er nach dem ersten Turnierwochenende auf dem 2. Platz. Noch besser war nur Henrik Petersen: Gerade erst der Schachjugend entwachsen, führte der zweite, ehrgeizige Newcomer mit drei Siegen und einem Remis zur Halbzeit das Feld an.
Die Vorschlussrunde brachte in der direkten Begegnung der beiden Führenden die Entscheidung um Turniersieg und Meisterschaft. Die überaus komplexe Partie stand lange auf des Messers Schneide, mit Vorteilen für Petersen, aber Mailitis verstand es stets, sich hartnäckig zu verteidigen und die Verwicklungen aufrecht zu erhalten. Schließlich griff Henrik Petersen nach fast vier Stunden zähem Ringen und beiderseits knapper Bedenkzeit fehl – Kai Mailitis' Sieg bedeutete für ihn bereits zu diesem Zeitpunkt den vorzeitigen Turniersieg und die Meisterschaft!

Christian Fink, zweifacher Rheinlandmeister der Jahre 2017 und 2019 war mit seinen insgesamt drei Siegen und drei Remis im Turnier stets in Reichweite zu den Spitzenreitern geblieben – dennoch musste er sich am Ende mit Rang drei zufrieden geben.
Frederick Neisen, nach seiner Qualifikation für 2017 nun zum zweiten Mal im A-Turnier vertreten, blieb als einziger mit dem Turniersieger ungeschlagen. Sein zu friedfertiges Spiel verhinderte aber eine bessere Platzierung. Nicht ganz zufrieden mit seinem Abschneiden dürfte insbesondere der zweifache Rheinlandmeister der Jahre 2000 und 2007 Dr. Ralf Schön sein. Neben fünf Remis musste er auch zwei Niederlagen quittieren – genauso wie der punktgleiche George Bruziks. Und auch Michael Reifenröther blieb deutlich von seiner 50% Punkteausbeute des Vorjahres entfernt. Den schwersten Stand aber hatte zweifellos der Vorjahres-B-Turniersieger Lukas Hesch: Er wurde zwar in keiner Partie wirklich überspielt; dennoch spielte jeder seiner Gegner bis zum Ende gnadenlos auf Gewinn. Seine vier Remis sind demnach immer noch als Erfolg zu werten.

Die Abschlusstabelle des A-Meisterturniers:

Die wichtigste, und wohl auch spannendste Partie der Meisterschaft:

Petersen,Henrik (2131) - Mailitis,Kai (2033) [C18]

SVR-EM 2023 Trier MTA (6.3), 07.04.2023

Stellung nach dem 35. Zug von Schwarz

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4 4.e5 c5 5.a3 Lxc3+ 6.bxc3 Dc7 7.Dg4 f5 8.Dg3 Se7 9.Dxg7 Tg8 10.Dxh7 cxd4 11.Se2 Sbc6 12.h4 dxc3 13.Lg5 d4 14.Th3 14...Dxe5 15.f4 Dg7 16.Dxg7 Txg7 17.0–0–0 Sd5 18.Sxd4 Sxd4 19.Txd4 Ld7 20.h5 Kf7 21.h6 Th7 22.Le2 Kg8 23.g4 Te8 24.Lc4 24...fxg4 25.Tg3 Lc6 26.f5 Td7 27.Tgd3 27...exf5 28.Lxd5+ Lxd5 29.Txd5 Txd5 30.Txd5 g3 31.Td1 Te2 32.Tg1 Te4 33.Kd1 f4 34.Lf6 34...Kh7 35.Lg7 35...b5 (Diagramm)

36.Te1 g2 37.Txe4 g1D+ 38.Te1 Dg4+ 39.Kc1 Dg3 40.Td1 De3+ 41.Kb1 f3 42.Ld4 Dd2

0–1

B-Meisterturnier

Entscheidung in der Schlussrunde: Dr. Max Gebhardt gewinnt die längste Partie des Tages zum Turniersieg

Bereits nach dem ersten Turnierwochenende führte Dr. Max Gebhardt das Feld mit drei Punkten aus vier Partien an, punkt­gleich mit Hans-Jürgen Zirwes, gefolgt vom Lokalmatador Bernd Mallmann (2½) sowie Frank Bäumer und Kay Schönberger (beide 2). In der zweiten Turnierhälfte hatte dann Frank Bäumer stark vorgelegt und alle drei Partien gewonnen – Dr. Max Gebhardt musste somit seine Schlussrunden-Partie gegen Kay Schönberger ebenfalls gewinnen, um nach Punkten aufzu­schließen und nach Wertung vorn zu sein. Es wurde die längste Partie der Schlussrunde am Karsamstag: In einem Endspiel mit Läufer, Springer und drei Bauern von Max Gebhardt gegen das Läuferpaar und zwei Bauern war Kay Schönberger nach 83 Zügen letztlich gezwungen, beide Läufer für die letzten weißen Freibauern zu geben. Das resultierende Läufer-Springer Endspiel gegen den König beherrschte Dr. Max Gebhardt perfekt und zwang seinen Gegner nach 30 Zügen, zwei Züge vor dem Matt zur Aufgabe.
Für Hans-Jürgen Zirwes, Dauergast eher im Meisteranwärter-Turnier – das diesmal mangels Teil­nehmern abgesagt worden war, zählt der dritte Platz im B-Turnier wohl mit zu den größten Erfolgen seiner Schachkarriere. Und Sabrina Ley kann zwar nicht ganz an ihren zweiten Platz auf dem Treppchen aus ihrem „Heimspiel" 2019 anknüpfen, sie dürfte aber dennoch mit ihrer 50% Punkteaus­beute zufrieden sein. Ganz und gar nicht zufrieden wird neben Thomas Schwab – im letzten Jahr noch im A-Turnier – besonders auch Dr. Boris Damke sein: Im Vorjahr wurde ihm der fast schon sichere Turniersieg in der Schlussrunde von Lukas Hesch vor der Nase weggeschnappt. Diesmal wollte ihm ab der dritten Runde gar nichts mehr gelingen.

Die Abschlusstabelle des B-Meisterturniers:

Hauptturnier

6 Siege, 1 Remis – Pascal Grzeca gewinnt souverän

Das Hauptturnier wurde eine sichere Beute des DWZ-Favoriten Pascal Grzeca. Nach fünf Siegen in Folge hatte er bereits einen ganzen Punkt Vorsprung auf das nachfolgende Trio mit Eric Berres, Simon Knebl und Friedhelm Schneider. Nach dem Remis gegen Friedhelm Schneider hätte er in der Schlussrunde gegen Andreas Arnold Schmitz auch verlieren dürfen und wäre trotzdem Erster geblieben. Mit seinem Sieg aber krönte er eine überragende Turnierleistung.

Alleiniger Zweiter wurde Eric Berres mit seinem Schlussrunden-Sieg an Brett 2 gegen Florian Kappelmann, während sich die punktgleichen Simon Knebl und Friedhelm Schneider Remis trennten. In die 5-Punkte Ränge schlossen auch Jürgen Kaster und Dr. Ernst Georg Haffner mit Siegen in der Schlussrunde auf.

Anführer des Pulks mit 4½ Punkten waren drei Gastspieler aus NRW und Hessen: Andreas Arnold und Manuela Schmitz hatte es bereits im letzten Jahr bei der Rheinlandmeisterschaft in Nickenich so gut gefallen, dass sie sich auch in diesem Jahr frühzeitig angemeldet hatten. Und auch Markus Korte hatte vom Ehepaar Schmitz von der angenehmen Atmosphäre bei der Rheinlandmeisterschaft gehört – was er in Trier durchaus bestätigt sehen konnte.
Bester Jugendlicher im Hauptturnier wurde mit 4 Punkten Nikita Lukin, den Preis und Pokal für den besten U14-Jugendlichen bekam Teodoro Gamba. Die Ratingpreise DWZ bis 1500 gingen an Aron Doll, U1300 an Luca Selzer und U1100 an den Gastspieler vom SC Bad Bergzabern Friedrich Ries.

Die Abschlusstabelle des Hauptturniers nach der 7. Runde:

Senioren-Einzelmeisterschaft

Simon Knebl ist neuer Rheinlandmeister der Senioren

Eindrücke von SVR Seniorenreferent Jürgen Kaster: An den SVR-Meisterschaften 2023 nahmen 12 „Senioren" teil. Leider entschied sich davon mehr als die Hälfte, auf die Wettkämpfe unter gleichaltrigen zu verzichten und sich stattdessen mit den „Jüngeren" im Hauptturnier zu messen. Folglich wurden auch die verbliebenen fünf als Senioren gemeldete Spieler in das Hauptturnier integriert, wodurch die Seniorenmeisterschaft im Turnierbetrieb leider etwas unterging.

Spannend war es dann aber doch bis zum letzten Zug. Schließlich hatten drei Spieler vor der letzten Runde noch Chancen auf den Titel. Die Fernduelle der Senioren waren dementsprechend auch die letzten Partien, die ausgekämpft wurden. Durch einen frühen Sieg hatte Jürgen Kaster seine Kontrahenten Simon Knebl und Peter Warkentin unter Druck gesetzt. Peter kam trotz aller Bemühungen gegen Carsten Lambertius nicht über ein Remis hinaus und musste damit seine Titelambitionen begraben. Simon sah sich einem aktiven Spiel von Friedhelm Schneider auf dem Damenflügel ausgesetzt, woraus sich ein komplizierts Endspiel mit ungleichem Material und wechselseitigen Chancen ergab. Das finale Remis reichte Simon Knebl schließlich zum Sieg und zum Titel „Seniorenmeister des SVR 2023". Punktgleich dahinter, aber mit der minimal schlechteren Feinwertung, wurde Jürgen Kaster Zweiter vor Peter Warkentin, Franz Zimmer und Salim Abou Hamdan.

Auch in der Endtabelle des Hauptturniers machten die Senioren eine gute Figur und belegten unter 51 Teilnehmern die Plätze 4, 5, 9, 12 und 34.

Der Seniorenreferent hofft natürlich, dass im kommenden Jahr in guter Tradition wieder eine eigenständige Seniorenmeisterschaft ausgetragen werden kann.

Die Wertung der Senioren-Einzelmeisterschaft nach 7 Runden CH-System im Hauptturnier:

Damen-Einzelmeisterschaft

Michaela Roj zum dritten Mal Rheinlandmeisterin

Nur drei Damen nahmen in diesem Jahr im Hauptturnier teil, eine von ihnen, WFM Manuela Schmitz stammt zudem aus Nordrhein-Westfalen und durfte daher gemäß Turnierordnung nicht mit in die Wertung zur SVR-Meisterin genommen werden. Beste Rheinländerin im Hauptturnier und somit neue Rheinlandmeisterin ist Michaela Roj mit 4 Punkten, die damit den Titel nach 2012 und 2019 bereits zum dritten Mal errang. Einen Punkt zurück folgt die U18 Jugendliche Franziska Schäfer auf Platz 2.

Blitz-Einzelmeisterschaft

Pascal Barzen zum zweiten Mal Rheinland-Blitzmeister

Wie immer war die Blitzmeisterschaft am Karfreitag Nachmittag sowohl von der Gesamtzahl mit 70 Teilnehmern, als auch in der Spielstärke der Spitze gewohnt stark besetzt. Wenn auch naturgemäß diesmal mit mehr Teilnehmern aus dem Bezirk Trier als von der Rhein-Westerwald Schiene. Der aus Koblenz angereiste Titelverteidiger, 15-fache SVR-Rekord-Blitzmeister und Top-Favorit FM Dr. Thomas Bohn hatte diesmal nicht seine beste Form mitgebracht; am Ende errang er aber immer noch Platz 3. Turniersieger und Rheinlandmeister wurde FM Pascal Barzen, zum zweiten Mal nach seinem Erfolg bei der letzten Rheinlandmeisterschaft in Trier 2016. Einen Punkt zurück auf Platz 2 Pascal Grzeca, der mit diesem Super-Ergebnis neben seinem Sieg im Hauptturnier einmal mehr seine überragende Form bei der Meisterschaft in Trier bestätigte.

Blitz-Einzelmeisterschaft Endrunde A

Die besten 5 der Endrunde B (14 Teilnehmer):

Die besten 5 der Endrunde C (14 Teilnehmer):

Die besten 5 der Endrunde D (14 Teilnehmer):

Die besten 5 der Endrunde E (8 Teilnehmer):

Alle Ergebnisse der Rheinlandmeisterschaft sind bei chess-results.com abrufbar mit der Turnier-Suchbezeichnung „44. Rheinlandmeisterschaft".

Fazit

Es war ganz wichtig insbesondere für die Schachfreunde aus dem Bezirk Trier, dass die Rheinland­meisterschaft nach 6-jähriger Unterbrechung nun endlich auch wieder in den Bezirk zurückgekehrt ist. Bereits seit der Meisterschaft 2018 in Hennweiler hat Bernd Mallmann, Schachlehrer an der Integrierten Gesamtschule Trier, sein Interesse bekundet, mit dem Schulschachverein nach der anstehenden Renovierung der Schulaula die Meisterschaft an der IGS ausrichten zu wollen. Dann kamen zwei „Corona"-Jahre dazwischen, in denen das Schachleben am Brett brachlag, und somit auch die Rheinlandmeisterschaften ausfallen mussten. Nun war es endlich soweit, die Meisterschaft auch wieder in Trier ausrichten zu können, und die Schachfreunde des Bezirks haben es gedankt mit zahlreicher Teilnahme insbesondere im Hauptturnier und bei der Blitzmeisterschaft, wo sie jeweils mehr als die Hälfte der Teilnehmer stellten.
Großen Anteil an Erfolg der Meisterschaft haben die Schachfreunde des Schulschachvereins der IGS Trier, die die Meisterschaft perfekt vorbereitet und während der Turniertage für das -zumindest leibliche- Wohlbefinden aller Teilnehmer gesorgt hatten. Stellvertretend für das gesamte Helferteam des Vereins steht zunächst Bernd Mallmann, der die Hauptlast der Vorbereitung trug, und „so ganz nebenbei" auch noch im B-Turnier mitgespielt hat –sehr erfolgreich vor allem am ersten Turnier­wochenende! Aber auch der Vorsitzende des Schulschachvereins Alexander Wallerath und 2. Vorsitzender Tim Renkel waren stets vor Ort und haben sich vor allem um die Bewirtung der Teilnehmer gekümmert.

Hervorragend die Spielbedingungen: Die großzügigen Räumlichkeiten der neuen Aula der IGS erlaubten einen eigenen Spieltisch für jedes Brett sowohl in den Meister- als auch im Hauptturnier. Tageslicht durch das hohe Dach der Aula sorgte für perfekte, blendfreie Helligkeit im Spielbereich, bei Eintritt der Dämmerung übernahmen elektronisch regelbare Leuchten den Job – wenn man sie denn genügend aufgesteuert hatte. Als weiterer großartiger Service für die Teilnehmer wurden ab der 3. Runde alle Bretter auch im Hauptturnier mit den Namenskärtchen der Spieler bezeichnet.

Winfried Becker mit Sohn Simon vom SC Gambit Gusenburg waren für die -15 min. zeitverzögerte- Übertragung aller Partien der Meisterturniere ins Internet, sowie auf die Leinwand im Hauptturnier-Spielbereich verantwortlich. Zudem führten sie Interviews mit Turniersiegern und Verantwortlichen der Ausrichtung, die auf dem Gusenburger Twitch-Kanal abrufbar sind. Dieser Service hat weiterhin sehr zur Professionalität der Meisterschaft beigetragen.

Das hervorragende Umfeld in der IGS Trier war sicherlich auch mit ein Grund, dass alle Teilnehmer rundum zufrieden waren. Streitfälle oder Proteste: Fehlanzeige; man vernahm nur anerkennende Stimmen der Teilnehmer, so dass auch SVR-Spielleiter Thomas Hönig wenig zu tun hatte. Zur Eröffnung des Turniers, sowie zur Siegerehrung war der SVR-Vorsitzende Karsten Loof angereist. Der Applaus der Teilnehmer bei der Siegerehrung war ein dankbares Zeichen dafür, dass sich alle bei der 44. Rheinlandmeisterschaft in der IGS Trier rundum wohlgefühlt haben.

Thomas Hönig, Spielleiter SVR

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